Schon bei der Lektüre der ersten Seiten seiner feinsinnigen Neuübersetzung des Coriolanus wird deutlich: es war längst an der Zeit, und ist in der Zeit, dass sich Frank Günther dieser “ungeliebte[n] Tragödie” (vgl. S. 310) des Barden angenommen hat, die nun als Band 31 seiner grandiosen zweisprachigen Shakespeare-Gesamtausgabe bei ars vivendi vorliegt. So unmittelbare und zugleich vielschichtige Resonanzen erzeugt die nuancierte Sprache dieser Übertragung; so aktuell und zeitbezogen, gleichwohl aber auch in zeitlos gültig anmutender Gewandung kommt sie daher; so genau hat der gewiefte Übersetzer hier den angemessenen Ton getroffen, die rechten Saiten angeschlagen, dass den Lesern und Leserinnen – und, wie von Herzen zu wünschen wäre, in der Folge auch vielen Zuschauerinnen und Zuschauern im Theater – so eindringlich wie zwanglos vermittelt wird: dies geht mich und uns alle an, in hohem Maße; all dies ist so aktuell, in seiner Thematik wie Durchführung so dringlich wie eh und je; in Zeiten des Turbokapitalismus und der Occupy-Bewegung ist es ebenso Teil, schmerzlich akuter Teil und schwärende Wunde unserer gesellschaftlichen und ökonomischen Wirklichkeit wie es von Beginn weg stets der Fall war, im England zur Zeit Shakespeares und auch dazwischen, in Europa und sonstwo.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1866-5381.2015.01.16 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1866-5381 |
Ausgabe / Jahr: | 1 / 2015 |
Veröffentlicht: | 2015-06-24 |
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