Es mag zunächst verwundern, ein Buch in einer literatur- und sprachwissenschaftlich ausgerichteten Zeitschrift anzuzeigen, das von Politikwissenschaftlern, Soziologen, Sozialwissenschaftlern und Publizistikwissenschaftlern verfasst ist. Die Autoren und Autorinnen untersuchen nämlich die Motive zahlreicher Deutscher, die vor und nach 1933 in die NSDAP eingetreten sind. Dem werden die Strategien gegenübergestellt, die diese Parteimitglieder in den Entnazifizierungsverfahren nach 1945 wählten, um sich von ihrer Parteizugehörigkeit und den im Namen dieser Partei begangenen Verbrechen zu distanzieren und zu entlasten. Die Überprüfung war in den drei westlichen Besatzungszonen sog. Spruchkammern übertragen, die aufgrund von Akten und Vernehmungen die Betroffenen in fünf Gruppen einteilten (1. Hauptschuldige [Kriegsverbrecher]; 2. Belastete [Aktivisten, Militaristen und Nutznießer]; 3. Minderbelastete; 4. Mitläufer; 5. Entlastete). Die ggf. verhängten Sühnemaßnahmen (Wiedergutmachungs- und Aufbauarbeiten, Ausschluss aus öffentlichen Ämtern usw.) richteten sich nach dem Grad der Einstufung.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1866-5381.2022.02.21 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1866-5381 |
Ausgabe / Jahr: | 2 / 2022 |
Veröffentlicht: | 2022-11-24 |
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