Susanne Wanningers ungewöhnlich gründliche und hervorragend dokumentierte Augsburger Dissertation zeichnet mit vorzüglicher Objektivität und sympathischem Einfühlungsvermögen die Karriere eines Mannes nach, der sich in einer zuletzt möglicherweise von ihm selbst als unheilvoll erfahrenen Situation als nationalsozialistischer Politiker und überzeugter Bibliothekar vor kaum miteinander zu vereinende Aufgaben und Entscheidungen gestellt sah. Schon während der Arbeit an der volkswirtschaftlichen Promotion (von 1910) trat Buttmann in den Dienst der Königlichen Hof- und Staatsbibliothek München, wo er sich überaus wohl fühlte. Bereits während der Arbeit für die Promotion war er – deutlich beeinflusst von seinem Vater – mit der Politik in nähere Berührung gekommen und betätigte sich bald nach dem Ende des Ersten Weltkriegs als politischer Redner. Nach 1920 zog er für den Völkischen Block in den Bayerischen Landtag ein. Am Tage der Neugründung der NSDAP durch Hitler (27. Februar 1925) schloss er sich dieser Partei an und gewann in der Folgezeit schon durch seine niedrige Mitgliedsnummer “vier” zunächst erheblichen Einfluss. Nach der Machtergreifung erhielt Buttmann die Position des Ministerialdirektors in der Kulturabteilung des Reichsinnenministeriums. Sein Wirkungsbereich wurde offensichtlich eingeschränkt, und er sah sich für das folgende Jahr hauptsächlich als Vermittler zwischen dem NS-Staat und der katholischen Kirche; in langen Verhandlungen mit dem apostolischen Nuntius in Deutschland, Eugenio Pacelli, erreichte Buttmann eine Reihe von Kompromissen, und das im Juli 1933 unterzeichnete Reichskonkordat wurde ihm als persönlicher Erfolg angerechnet.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1866-5381.2016.01.15 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1866-5381 |
Ausgabe / Jahr: | 1 / 2016 |
Veröffentlicht: | 2016-05-24 |
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