Isoldes Mordanschlag an Brangaene im ‘Tristan’ Gottfrieds von Straßburg (v. 12694-946) gilt im allgemeinen als eine der Szenen, die die Liebenden (zumindest die Königin) zutiefst in Frage stellen – entgegen der emphatischen Hochwertung der Liebe in Prolog und Exkursen. Brangaene hat soeben in Markes Hochzeitsnacht ihre Jungfräulichkeit für die Königin geopfert und soll als einzige Mitwisserin beseitigt werden: Isolde fürchtet Verrat und beauftragt zwei landfremde Abenteurer, Brangaene zu töten, von ihren letzten Worten zu berichten und ihre Zunge als Beweis für die Tat vorzuweisen. Brangaene beweist jedoch selbst im Angesicht des Todes ihre Treue; das Geheimnis der königlichen Hochzeitsnacht hüllt sie in eine zeichenhafte Erzählung (nur in einem habe sie sich der Königin gegenüber etwas zuschulden kommen lassen, daß sie nämlich einen Augenblick gezögert habe, ihr reines Hemd für die Hochzeitsnacht der Königin auszuleihen), die die Mordknechte an ihrer Schuld zweifeln und sie verschonen läßt. Als Isolde von Brangaenes Loyalität berichtet wird, verwünscht sie die vermeintlichen Mörder, erfährt voll Freude, daß ihre Vertraute lebt, und die beiden Frauen versöhnen sich scheinbar problemlos.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1866-5381.2006.02.04 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1866-5381 |
Ausgabe / Jahr: | 2 / 2006 |
Veröffentlicht: | 2006-10-01 |
Seiten 259 - 275
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