Das Lehrgedicht ,Der Ritterspiegel‘ (1415) ist das bekannteste Werk im umfangreichen Oeuvre des Eisenacher Geistlichen, Lehrers und Geschichtsschreibers Johannes Rothe (ca. 1360–1434). Der folgende Artikel legt nahe, dass ,Der Ritterspiegel‘ aus zwei strukturell unterschiedlichen Teilen und einem Rahmen aus spätmittelalterlichen Memoria-Topoi besteht. Die erste Hälfte wird geprägt von fortgesetzten Hinweisen auf (vorgebliche?) Mündlichkeit, die zweite Hälfte ist eine Adaptation der ,Epitoma rei militaris‘ des Vegetius und adressiert dezidiert ein Lesepublikum.
Im Vergleich zu anderen didaktischen Werken Rothes – ,Das Lob der Keuschheit‘ (ca. 1380) und ,Die Geistliche Brustspange‘ (ca. 1430) – tritt die einzigartige Textstruktur des ,Ritterspiegels‘ hervor; dies, obwohl andere Parameter der drei Texte – etwa Adressaten, Moralvorstellungen oder die soziale Funktion in der Eisenacher Gesellschaft – auf fällige Parallelen aufweisen.
The didactic treatise ‚Der Ritterspiegel‘ (1415) is the best-known work within the voluminous oeuvre of the Eisenach priest, teacher and historian Johannes Rothe (ca. 1360–1434). The following essay proposes that ‚Der Ritterspiegel‘ comprises two structurally different parts and a framing pattern of late medieval memoria. The first half of ‚Der Ritterspiegel‘ is dominated by continuous indications towards (virtual?) orality, whereas the second half is an adaptation of Vegetius’ ‚Epitoma rei militaris‘, which definitely addresses readers.
Compared to other didactic works by Rothe, namely ‚Das Lob der Keuschheit‘ (ca. 1380) and ‚Die Geistliche Brustspange‘ (ca. 1430), the text structure of ‚Der Rit - terspiegel‘ proves to be unique, although other parameters of the three texts – such as addressees, moral ideas, social function within Eisenach – show significant parallels.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1866-5381.2020.02.02 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1866-5381 |
Ausgabe / Jahr: | 2 / 2020 |
Veröffentlicht: | 2020-11-24 |
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