Spitzt sich eine Krise zu, verspricht ein Manifest Orientierung. So versteht auch Utz sein Medievalism. A Manifesto. Er sieht die streng akademischen Medieval Studies seit Jahren auf dem Rückzug, während gleichzeitig die Zahl der Mittelalterinteressierten wächst und sich neben Filmen und Comics die Sphäre der Fernsehserien und Computerspiele erschlossen hat. Medievalism, der auch interessierten Nicht-Mediävisten und Laien offen steht, wird von den akademischen Forschern mit Geringschätzung betrachtet und mit Nichtachtung gestraft, wenngleich jene Außenseiter erhebliche Erkenntniszuwächse zu liefern vermögen. Neben anderen nennt Utz als herausragendstes Beispiel die Arbeit an der Burg Guédelon, einem Vorhaben in praktisch-experimenteller Mittelalterforschung, die wichtige Aufschlüsse bezüglich der damaligen Bautätigkeit liefert. Das Anliegen von Utz ist es, den engen Rahmen scheinbar interesseloser akademischer Wissenschaft, die er noch ganz im Gefolge des Positivismus des 19. Jahrhunderts sieht, zu sprengen. Sie habe sich hinter willkürlichen Epochengrenzen verschanzt und versage sich den Blick über diese hinaus auf die Gegenwart, auf das Fortleben, aber auch das Absterben mittelalterlicher Praktiken und Denkweisen. Die Mediävisten ermuntert er, „to lower the drawbridge“ ihres Elfenbeinturms; er will sie in die Welt hinauslocken; andere, neue Blickrichtungen wie etwa Feminismus, Rezeptionsforschung, die Genderstudien, sollen aufgenommen werden. Wie die zeitlichen Grenzen der Medieval Studies sollen auch die zu anderen Disziplinen durchlässig werden, um so neue Blicke auf und Erkenntnisse über das Mittelalter zu gewinnen.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1866-5381.2017.02.35 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1866-5381 |
Ausgabe / Jahr: | 2 / 2017 |
Veröffentlicht: | 2017-12-01 |
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