Nanophilologie – hat uns dieser Begriff nicht noch gefehlt? Gibt es in den Geisteswissenschaften noch nicht genügend unscharfe Konzepte bei gleichzeitigem Mangel an klaren Definitionen? Ottmar Ette will unter Nanophilologie eine hermeneutische Teildisziplin verstanden wissen, deren Fokus auf literarische Kurz- und Kürzestformen gerichtet ist. Im Kontext des vorliegenden Sammelbandes sind damit hauptsächlich Prosa-Erzählungen mit einer maximalen Länge von einer Seite gemeint, eine narrative Subgattung, die besonders im spanischen Sprachraum verbreitet ist. Dort ist meist von microrrelatos oder minificciones die Rede. So kurz diese Opuskeln sein mögen – selbst wenn sie nicht über eine Zeile hinausgehen, sind sie noch immer in Zentimetern messbar, also unvorstellbar weit von den Größenordnungen entfernt, die Physiker als Nanometer-Dimensionen bezeichnen. So dient der Begriff Nanophilologie allenfalls der Provokation – wie man an diesen Zeilen sieht, mit Erfolg –, kann den literaturwissenschaftlichen Diskurs jedoch nicht substanziell bereichern.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1866-5381.2010.01.44 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1866-5381 |
Ausgabe / Jahr: | 1 / 2010 |
Veröffentlicht: | 2010-04-22 |
Seiten 227 - 229
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