“Alles ist anders, als wir es uns in Europa vorgestellt haben – vieles ist besser, manches böser”, schreibt Mascha Kaléko, die 1938 in die USA emigrierte, über New York. Die Vielfältigkeit großstädtischer Realitäten und die gefühlsmäßige Ambivalenz, die bereits im Tagebucheintrag anklingen, finden in Kalékos Gedichten – in “New Yorker Sonntagskantate”, in “Minetta Street” oder “Window-Shopping” – eindrucksvollen, oft ironischen, nicht selten nachdenklich-distanzierten Ausdruck. Dieser Versuch, Distanz zu halten gegenüber einer Stadt, die den Betrachter überwältigt, verunsichert und vereinnahmt, ist eine wiederkehrende Trope in der Auseinandersetzung mit New York, einer Stadt, die wie nur wenige andere Orte der literarischen Imagination seit der Moderne Flügel verleiht und sie gleichzeitig auch albtraumhaft verfolgt. Paris, Walter Benjamins Hauptstadt des neunzehnten Jahrhunderts, wird im zwanzigsten Jahrhundert abgelöst durch New York, der “Hauptstadt der Welt”, wie sie der amerikanische Essayist E.B. White nennt. Analog formuliert Nathalie Mispagel in ihrer umfangreicher Dissertationsschrift New York in der europäischen Dichtung des 20. Jahrhunderts eine zentrale These: “New York hat in der europäischen Dichtung den Status einer ‘Hauptstadt des 20. Jahrhunderts’ inne”. (S. 50)
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1866-5381.2013.01.10 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1866-5381 |
Ausgabe / Jahr: | 1 / 2013 |
Veröffentlicht: | 2013-05-23 |
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