Das Verhältnis der Moderne zum Monumentalen ist von einer tiefen Ambivalenz geprägt. In Deutschland zumal hatte die etablierte Engführung von Monumentalität und Herrschaftsarchitektur mit der nationalsozialistischen Repräsentationsarchitektur eine Evidenz erhalten, die die frühe Bundesrepublik in ihrer staatlichen Selbstdarstellung energisch in die Arme der Moderne trieb. Emblematisch dafür stehen Sep Rufs Kanzlerbungalow in Bonn oder sein zusammen mit Egon Eiermann entworfener Deutscher Pavillon für die Weltausstellung in Brüssel. In ihrer Leichtigkeit und Transparenz wie in ihren bescheidenen Dimensionen und dem ostentativen Verzicht auf herkömmliche Repräsentationsformen sollten diese Bauten Ausweis eines demokratischen und weltoffenen Staates sein. Der Streit um Repräsentation und Monumentalität durchzieht auch die Debatte um die Gestaltung Berlins nach 1989. Und auch wenn das neue Kanzleramt gegenüber den 1950er Jahren eine Stimmungsänderung dokumentiert, scheint bis heute in städtebaulichen Diskussionen, zumal in jenen mit Bürgerbeteiligung, das Eingepasste und Unauffällige konsensfähiger zu sein als selbstbewusste Gesten, große Würfe oder autoritäre Setzungen, scheint das Angepasste weniger suspekt als die Strahl kraft des selbst bezogenen Werks. Der hier besprochene Band führt indessen eindrücklich vor Augen, dass die Auseinandersetzung um das Monumentale seit Beginn der Moderne kontrovers ist. Diese Auseinandersetzung ist eingebettet in einen ungelösten Grundkonflikt der Epoche, die produktive Spannung zwischen Funktion und Bedeutung von Architektur, eine Frage, die mit der Postmoderne unter neuen Zeichen revitalisiert worden ist. Es sind die öffentlichen Räume der Städte, wo diese Auseinandersetzungen ihre wichtigste Bühne haben.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1866-5381.2013.01.19 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1866-5381 |
Ausgabe / Jahr: | 1 / 2013 |
Veröffentlicht: | 2013-05-23 |
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