Reisen war im 16. Jahrhundert eine ambivalente Angelegenheit: spannend und gefährlich zugleich; ein Privileg und doch ein Risiko. Diese Ambivalenz spiegelt sich auch in der Literatur. Die folgenden Ausführungen rekonstruieren ein aus unterschiedlichen literarischen Genres abgeleitetes Lokalstereotyp einer fremden Stadt, wie es sich im Tudor-England bildete: Es geht um die Vorstellung von “Wittenberg” im ersten Jahrhundert nach Gründung der Leucorea durch Kurfürst Friedrich den Weisen im Jahr 1502. Diskutiert wird hier der Ausschnitt einer breiteren Überlieferung, die verschiedene kulturgeschichtliche Texte aus mehreren Genres und mit unterschiedlichen Zielsetzungen einschließt, in denen Wittenberg und die Leucorea thematisiert werden.
Als Ort von hoher religionspolitischer Brisanz und humanistischer Reputation, d.h. ausgestattet mit zentralen Vergleichsparametern für die zeitgenössischen Verhältnisse im reformierten England des 16. Jahrhunderts, eignete Wittenberg sich in besonderer Weise als literarische Projektionsfläche für englische Schriftsteller – auch wenn nur die wenigsten von ihnen sich ein Bild vor Ort machen konnten. Das im folgenden aufgezeigte Nebeneinander von positiven und negativen Wittenberg-Vignetten veranschaulicht die beiden Seiten derselben Medaille: Zuverlässigkeit und höchste Gelehrsamkeit von europaweiter Reputation hier, und ein von Bierseligkeit, Buckelei und Hurerei geprägter Lebenswandel dort.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1866-5381.2007.01.14 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1866-5381 |
Ausgabe / Jahr: | 1 / 2007 |
Veröffentlicht: | 2007-04-01 |
Seiten 109 - 117
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