Mit ihrem gewollt paradoxen Titel weist Judith Kasper nicht nur auf den Hintergrund ihrer Studie hin – die Vielzahl von Veröffentlichungen zum Thema Gedächtnis und Erinnerung, die bislang das Vergessen häufig vergessen haben –, sondern zugleich auf das grundlegende Problem einer Arbeit, die sich vornimmt, das Vergessen zu untersuchen: das Problem, ob und wie sich das Vergessen manifestieren kann, insofern einerseits jedes Sprechen vom Vergessen oder von Vergessenem dieses bereits erinnert und andererseits vom tatsächlich Vergessenen nicht, zumindest nicht unmittelbar, gesprochen werden kann. Dieser Aporie eingedenk, verzichtet Judith Kasper konsequent darauf, das Vergessen vorab durch eine Definition festzuschreiben; sie nähert sich dem ‘Phänomen’ des Vergessens vielmehr in ausgesprochen textnahen, plausiblen Interpretationen, indem sie dem Wechselspiel von Erinnern und Vergessen, wie es sich in verschiedenen literarischen Texten gestaltet, nachgeht.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1866-5381.2006.02.48 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1866-5381 |
Ausgabe / Jahr: | 2 / 2006 |
Veröffentlicht: | 2006-10-01 |
Seiten 460 - 463
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