Der ‘Eneasroman’ Heinrichs von Veldeke steht im Selbstverständnis eines weitererzählenden Übersetzens tradierter Wissensbestände und damit im Auftrag, Altes zu verwahren, aber zugleich im neuen Kontext verständlich werden zu lassen und dabei zu unterhalten und zu belehren. Eine derartige Forcierung von Geschichtlichkeit setzt zum einen Vorkenntnisse beim Rezipienten voraus, zum anderen muss das zu übermittelnde Wissen durch Quellen und Zeugen abgesichert werden. Die Legitimation der Inhalte und die gelingende oder misslingende Vermittlung derselben während verschiedener dialogischer Situationen spielt der Roman sowohl auf der Ebene des Erzählens als auch auf der der Erzählung durch. Intradiegetisch wird das Prinzip der Weitergabe von Erfahrungswissen am augenscheinlichsten über zwei genealogische Figurenkonstellationen inszeniert: einmal über das im Gemach Lavinias geführte Minnegespräch zwischen der Königin und ihrer Tochter, ein weiteres Mal durch die Weisungen, die Anchises seinem Sohn Eneas im Elysium erteilt. Dem Rezipienten werden die Vermittlungssituationen vorgeführt, zugleich aber wird ihm als Zuschauer über den extradiegetischen Erzähler die Möglichkeit zum eigenen Erkenntnisgewinn auf Basis des bereits vorhandenen Wissens gegeben.
Heinrich’s von Veldeke ‘Eneasroman’ was written in the conciousness that while translating, traditional knowledge has to be retold and extended. It is thus required to conserve ancient material, but at the same time to make it intellegible in a medieval context – and to entertain and teach all the while. In order to go in for historicity to such an extent, on the one hand one has to presuppose previous knowledge on the side of the recipient, on the other hand knowledge to convey must be reinforced by citing sources and witnesses. The romance enacts the legitimisation of contents and the successful or unsuccessful conveyance thereof throughout various dialogue situations both in how the story is told and in what is told. Intradiegetically, the concept of conveying empirical knowledge is most obviously displayed throughout two genealogical constellations: one time in Lavinia’s chamber during the minne dialogue between the Queen and her daughter, another time in Elysium as Anchises is instructing Eneas. These two situations are showcased for the recipient who – based on previous knowledge – at the same time is enabled to gain insights in principles of conveying experience by an extra diegetical narrator.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1866-5381.2015.02.02 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1866-5381 |
Ausgabe / Jahr: | 2 / 2015 |
Veröffentlicht: | 2015-12-07 |
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