Sammelbände wie dieser, der die Vorträge einer Ringvorlesung an der Universität Leipzig enthält, sind in der Regel anregend und immer auch etwas enttäuschend. Das eine wie das andere ist in der in ihnen praktizierten Interdisziplinarität begründet, die meist eine Addition verschiedener Disziplinaritäten ist. Was an ihnen anregend wirkt, ist es meist aus fachwissenschaftlicher Sicht, nicht zuletzt weil es eben Fachwissenschaftler sind, die sich, kompetent und engagiert, über ihre Disziplinen äußern. Die über solche fachlichen Belange hinausgehende interdisziplinäre, gar systematische Erörterung von Problemen kommt dabei allerdings oft fast notwendig zu kurz. Die titelgebende Formulierung von der Zukunft der Philologien spielt auf eine gegen Nietzsche gerichtete Wortprägung Ulrich von Wilmowitz-Moellendorffs an, ohne allerdings dessen grimmige Ironie zu bewahren. Tatsächlich geht es dem Herausgeber Dieter Burdorf um die “Zukunftskompetenz der philologischen Disziplinen” und vielleicht besonders der Leipziger. Solche Selbstrechtfertigungen, die immer auch Selbstanpreisungen sind, gehören inzwischen zum rhetorischen Repertoire geistes- und sozialwissenschaftlicher Fächer, die um ihr Überleben fürchten müssen. Sie werden, wie es im Vorwort heißt, durchweg vorgetragen “in einem gesellschaftlichen, kulturellen und medialen und wissenschaftspolitischen Umfeld, das für sie nicht günstig zu sein scheint”. Dieses “Umfeld” wird jedoch in diesem Band leider nicht genauer beschrieben. Es einlässlicher zu analysieren wäre aber wichtig gewesen, weil jede Antwort von der Frage abhängt, die zuvor gestellt wird.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1866-5381.2016.02.13 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1866-5381 |
Ausgabe / Jahr: | 2 / 2016 |
Veröffentlicht: | 2016-12-13 |
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