Die von Carl Schurz (1829-1906) nur wenige Jahre vor seinem Tod am 14. Mai 1906 in New York niedergeschriebenen Lebenserinnerungen sind ein ungewöhnlich fesselndes historisches wie auch literarisches Dokument des deutsch-amerikanischen Politikers. Es ist charakteristisch für den Verlauf seiner aktiven internationalen Laufbahn, dass er seinen spannenden Rückblick bis auf das Jahr seiner Emigration (1852) in deutscher, danach in englischer Sprache abfasste und die nachträgliche Übersetzung ins Deutsche seiner Tochter und einer weiteren Mitarbeiterin überlassen musste. Der erste Band enthält mit dem deutschen Originaltext seiner Erinnerungen eine ganz ungewöhnlich ereignisreiche und lebendig erzählte Schilderung der ersten dreiundzwanzig Lebensjahre, von der Elementarschule in Brühl, dem Gymnasium in Köln, dem Studienbeginn in Bonn und der für ihn entscheidenden Berührung mit der revolutionären Bewegung. Unter dem Einfluss seines Bonner Lehrers Gottfried Kinkel (1815-82) schloss er sich einer der aufständischen Gruppen an, die, ähnlich wie Friedrich Hecker in Baden, gegen eine preußische Übermacht stritten. Nicht wenige seiner damaligen Kampfgefährten entzogen sich der Verfolgung durch Auswanderung nach Nordamerika, wo Schurz bald verschiedene seiner Gesinnungsgenossen wieder traf. Bewegend ist die Beschreibung eines Besuches bei dem seinerzeit wortgewaltigen und einflussreichen Friedrich Hecker (1811-81), der inzwischen als Verbannter mit seiner lebhaften und gebildeten Frau auf seiner Farm in Illinois lebte, während er es in Deutschland bereits zu legendärer Berühmtheit gebracht hatte.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1866-5381.2017.01.17 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1866-5381 |
Ausgabe / Jahr: | 1 / 2017 |
Veröffentlicht: | 2017-05-30 |
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