Dass Taylor Swift Lieder über ihre Ex-Freunde schreibt, dass Lou Andreas-Salomé ihre Liebschaften zu Rilke oder Nietzsche in ihren Texten verarbeitet: All diese Behauptungen gehen auf das Konto eines patriarchal grundierten Begehrens nach der Verknüpfung von weiblicher Kunstproduktion und Biographie, das auch vor der Literaturwissenschaft keinen Halt macht. Dementsprechend hat auch das Werk der sogenannten Skandalgräfin Franziska zu Reventlow in der Forschung durchweg biographische Lesarten hervorgerufen. An dieser Stelle setzt nun die groß angelegte Dissertation von Alina Boy an und macht aus der biographischen Not eine autofiktionale Tugend. Auf der einen Seite leistet sie damit einen Beitrag zur lange überfälligen Revision der ebenfalls patriarchal motivierten Kanonbildung, die Reventlows Texten bislang (zu) wenig Beachtung geschenkt hat. Auf der anderen Seite nutzt Boy den Begriff der Autofiktionalität, um sich unter dekonstruktiver und geschlechtskritischer Perspektive mit den Romanen und der medialen Autorinneninszenierung Franziska zu Reventlows auseinanderzusetzen und damit biographische Lesarten hinter sich zu lassen: So wird „Reventlows Autorinnenschaft abseits biographischer Referenzen und essenzialistisch gedachter Konzepte fokussiert, die etwa im Sinne einer écriture féminine auf ein essenziell ‚weibliches Schreiben‘ abzielen“.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1866-5381.2023.01.16 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1866-5381 |
Ausgabe / Jahr: | 1 / 2023 |
Veröffentlicht: | 2023-05-26 |
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